Beitragvon Frosty » Mo 11. Okt 2004, 16:16
Hier nun die Antworten von Herrn Wittstock:
Thema: Bewirtschaftete Parkplätze
"Die drei Grundstücke für die Parkplätze habe ich mit Frank Ewald vor drei Jahren vom Bezirksamt und einem Privatbesitzer angemietet. Wir wollten die Dauerparker von der Grünstraße holen. Es handelte sich um drei verwahrloste Grundstücke. Wir bezahlen beim Bezirksamt 589,- Euro pro Monat. Das sind bei 756 m² / 0,78 Euro pro m².
Die KÖPEG betreibt drei Plätze (Kirchstraße, Amtstraße/Landjägerstraße und Alter Markt) mit über 3000 m² für 1000,- Euro im Jahr! Über diesen Umstand habe ich allen Abgeordneten des Bezirks informiert, das bei Gleichbehandlung dem Bezirk Einnahmeverluste von ca. 27.000,- Euro entstehen! (Abgesehen von Grundstückssteuer, Straßenreinigung, Winterdienst usw.). Das Ergebnis der KÖPEG´schen Bewirtschaftung kann man in der Morgenpost vom 4.5.2004 nachlesen - ein Steuerverlust von 58.000,- Euro zu den anderen Schädigungen!
Diese Parkraumbewirtschaftung wurde unter dem Hinweis "...für die Altstadt Parkraum für Kunden" zu schaffen und "finanzieller Gewinn für die Altstadt zu verwenden", im Dezember 2002 vom damaligen Citymanager, Herrn Zech, eingeführt, obwohl ein Gutachten aus dem Jahre 2001 gibt, ebenfalls mit unseren Steuermitteln finanziert, das dieses Ergebnis der Parkraumbewirtschaftung voraussagt! Gegen diese Parkraumbewirtschaft habe ich damals 800 Unterschriften gesammelt, das hat mir letztendlich wegen der scharfen Vormulierungen eine Verleumdungsklage eingebracht und 500,- Euro gekostet.
Der Weg über unser Grundstück, von uns als Anbindung zur Altstadt gedacht, weil die Straßenbahn dort halten würde, wurde von uns mit 12.000,- DM finanziert. Das Gelände kostete weitere über 30.000,-DM um es in seinem jetzigen Bestand zu erstellen! Den Fußweg wollte man uns vom Bezirk erstatten. Leider ist es bei den Worten geblieben. Du hattest recht, die Parkplätze sind 100% ausgelastet (wir haben eine Warteliste!) und ich schreibe Niemanden vor, wann er sein Auto abstellt! Frank und ich wollten eine ordentlichen Mietvertrag mit einer Kündigungsklausel von einem Jahr um ein weiteres Parkdeck, dann mit Parkschein-Automaten errichten um so ein finanzielles Risiko (siehe KÖPEG) zu minimieren. Man will uns diesen Vertrag nicht geben. Du siehst Parkraumbewirtschaftung und Parkraum schaffen und finanzieren sind zwei verschiedene Dinge. Das wäre dann aber auch ein erhöhter Verwaltungsaufwand und weder Frank noch ich sind Parkraumbewirtschafter, das sollte die öffentliche Hand besorgen - aber nur wenn Steuermittel erwirtschaftet werden! Die KÖPEG hat nichts investiert, nur besetzt und unsere Kunden werden abgezockt oder wir sollen die Kosten erstatten.Wir haben mit privaten Mitteln den öffentlichen Raum verbessert und wenn wir Pech haben, bleiben wir auf der Restfinanzierung sitzen."
Thema: Erfolg des Citymanagements und die Entwicklung der Altstadt in den letzten Jahren
"7 Jahre Steuergelder für Altstadt- bzw. Citymanagement reichen nun wirklich aus, um festzustellen, daß entweder die sog. Manager unfähig waren oder die äußeren Umstände gegen sie sind. Gebracht haben sie jedenfalls nichts als Feste und die bringen der Altstadt nur bedingt etwas (jedesmal wird die Altstadt gesperrt). Sie verlängern unsere Arbeitszeit und der Veranstalter verdient an dem Tag mehr Geld, als alle Geschäfte zusammen! Hier sind wir für die Veranstalter nur das Mittel zum Zweck. Die Interessiert verständlicherweise nur ihr Profit - ist O.K. Ginge es wirklich um die Altstadt, würde der Gewinn für die Verbesserung des öffentlichen Raumes der Altstadt verwendet werden und nicht in privaten Taschen versenkt werden.
Zur Situation in der Altstadt: Ich habe eine Liste 3 Jahre lang geführt. Vom 1.1.2001. - 1.12.2003 gab es ca. 50 Geschäftsschließungen! Heute gibt es ca. 30% Leerstand im Geschäftsbereich, ca. 30% -40% Wohnungsleerstand, ca. 20 Häuser fehlen als Nachkriegsschäden (Rosenstraße 5 Stück, Grünstraße 6 Stück, Alt-Köpenick 3 Stück, Alter Markt 4 Stück und Lüderstraße 2 Stück)."
Thema: Fußgängerzone
"Zur Fußgängerzone: Dir als PC - Experten ist es leicht im Internet "Fußgängerzone" einzugeben und dann findest Du mehrere Studien die sich mit dem Verfall im Einzelhandel beschäftigen. Drei für mich wichtige nenne ich Dir. Die findest Du dann leichter. 1. "Im Wettbewerb mit der grünen Wiese" (Herausgeber: IHK Hannover) 2. "Wirtschaftsstandort Innenstadt" und 3."Verkehrsprobleme in Klein- und Mittelstädten" (Herausgeber beider Studien: Landesverband des bayrischer Einzelhandels). Die Bayern führen mal wieder. Sie haben eine Untersuchung zu Fußgängerzonen gemacht und Bedingungen die zu einer Fußgängerzone führen könnten erläutert. Der Kernsatz lautet: "Die Fußgängerzone sollte die vorhandenen Kundenströme ausnutzen, da sie alleine keine Frequenz generieren kann. Eine bis dato kaum frequentierte Geschäftstraße durch eine Fußgängerzone aufwerten zu wollen, wird daher in der Realität nicht funktionieren. Genauso schlecht ist die schlichte Sperrung der Hauptdurchgangsstraße, wodurch vor allem die Belange der mobilen Kunden zurückgestellt werden." und weiter "Städte mit attraktiven Fußgängerzonen haben idealerweise 10 000 Einwohner (wir haben nicht mal 1000 in der Altstadt!) sowie eine hohe Einkaufszentralität, indem ihr Einzugsgebiet weit über die Stadtgrenzen hinausreicht."
Unsere Einzugsgebiete sind zugepflastert mit Einkaufszentren (Forum am Bahnhof Köpenick, Gosen Müggelpark, Allende-Center, Bahnhof Schöneweide-Center, Airport-Center (Waltersdorf) Adlershofer Passage, A10 Center, einige mit kostenfreien Parkplätzen! In der Studie aus Hannover werden 28 Städte (über 10 000 Einwohner) untersucht. 9 wird empfohlen ihre Fußgängerzone zu öffnen, zurückzubauen oder ganz verschwinden zu lassen! Zwei wird empfohlen keine einzurichten! Fast allen kleineren Städten wird empfohlen die Parkraumbewirtschaftung einzustellen oder die sog. "Brötchentaste" einzuführen. (15 min. freies Parken). Diese und andere Erkenntnisse habe ich wiederum allen Abgeordneten in ihr Fach gesteckt. Das Ergebnis siehst Du. Trotz 2000! Unterschriften, weit über 200 Widersprüchen gegen den sog. "Lärmminderungsplan" und der daraus entstanden Fußgängerzone. Auch unsere IHK und andere die mit Stadtentwicklung was zu tun haben, hatten dem Bezirk bedenken entgegen gebracht.
Das Letzte was wir gebraucht haben ist diese Fußgängerzone. Unsere Zufahrt in der Grünstraße hat der Baustadtrat, Dr. Schmitz, mit einem Pflock verschließen lassen. Die Mittel hätten sie für das Müggelturmareal verwenden sollen. Dann hätten wir eine Attraktion in Köpenick mehr. In dem Zustand kannste Niemand dorthin schicken, jeder der da oben war wird schlecht von Köpenick sprechen und sagen: die "Ossis" sind zu blöd ihr Potenzial zu erhalten und auszubauen. Aber das mit dem Verfall unser Ausflugsziele ist ein weiteres unerschöpfliches Thema.
Bei mehren Suchmaschinen im Internet habe ich über 50 Fußgängerzonenen gefunden die umstritten sind oder bereits wieder geöffnet wurden. Es sind einfach mal 50 Prozent der Bevölkerung die mit dem Auto zum Einkauf fahren. Zitat einer Studie: "Das Auto ist das wichtigste innerstädtische Verkehrsmittel - die Politik muß das berücksichtigen und der Verkehrspolitik einen gerechten Fokus geben." Mein persönlicher Schaden ist deshalb so hoch, weil meine Kundschaft ein Durchschnittsalter von 58 Jahren hat, die älteren fahren lieber, werden gefahren und sind zum Teil stark sehbehindert und müssen hergebracht werden! Ich habe mein Haus behindertengerecht gebaut, daß viele Krankentransporte mit behinderte Menschen gebracht wurden. Die dürfen nun nicht mehr ohne weiteres kommen. Und wenn es die Verwandten mit dem PKW übernehmen wollen, dürfen sie es erst recht nicht!"
Thema: Nachtrag zum Lärmminderungsplan
"Zu dem sog. "Lärmminderungsplan" noch einige Sätze. Die Fahrzeuge, ca. 5000, die aus der Altstadt rausgehalten werden sollten, fahren jetzt zum großen Teil durch das Wohngebiet Allende. Als Anwohner der Wendenschloßstr.15 bin ich im 11.Stock von der Umfahrung direkt betroffen und weiß auch wieder von was ich spreche.
Der Lärm breitet sich nun mal nach oben aus und der ist drastisch verstärkt worden. Um ca. 30 Anwohner in der Straße Alt-Köpenick vom Lärm zu befreien, werden jetzt Tausende in ihrem Nachtschlaf verstärkt gestört und Tagsüber sind drei Altenheime, Schulwege, Sportplätze und Jugendeinrichtungen einer verstärktem Verkehrsbelastung und -gefährdung ausgesetzt. Worin besteht hier der Lärmschutz - der Lärm ist nicht gemindert, nur "transportiert" worden und das wieder mit Steuergeldern! Was die Umfahrung auf dauer bewirkt ist eine Schädigung der Anwohner des Allende-Viertels und der Wohnwert sinkt, die Altstadt gerät immer mehr in Vergessenheit - "Aus den Augen, aus dem Sinn"! Die Altstadt wird nie wieder wie früher ein "Einkaufszentrum" werden, davon bin ich fest überzeugt. Aber der Verfall sollte aufgehalten werden. Verfall heißt: Leerstand. Leerstand zerstört Häuser, denn aus Mieteinahmen werden Häuser refinanziert. Bleiben die Geschäfte Leer, wackelt die Finanzierung und das Haus kann nicht mehr erhalten werden, vergammelt und dann ziehen die anderen Mieter auch noch aus. "