Subventionen öffentlicher Einrichtungen in Berlin

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Subventionen öffentlicher Einrichtungen in Berlin

Beitragvon Frosty » Do 6. Jan 2005, 19:01

Schlechtes Gewissen mit jeder Opernkarte
Finanzexperten wollen Berlinern vor Augen halten, wie viel Subventionen das Land zahlt


Tobias Miller

Die Zukunft könnte so aussehen: Gleich neben dem Eintrittspreis von vier Euro fürs Schwimmbad steht auf dem Ticket ein kleiner Hinweis. "Ohne Subvention des Landes Berlin müssten Sie 7,80 Euro für ihren Badbesuch bezahlen." Auf der Zehn-Euro-Eintrittskarte zum Zoo stünde der Hinweis, dass eigentlich 14 Euro bezahlt werden müssten. So ähnlich wollen die Finanzfachleute der Enquetekommission "Zukunft für Berlin" die Bürger über die Zuschüsse des Landes informieren. Ein solcher Vorschlag werde in der Arbeitsgruppe Haushalt und Finanzen diskutiert, bestätigte Jochen Esser, Etat-Experte der Grünen-Fraktion und Mitglied der Enquetekommission.

Es gehe darum, mehr Transparenz und Bewusstsein darüber zu schaffen, was sich das Land trotz aller Kürzungen in den vergangenen Jahren immer noch an Subventionen leistet, sagte Esser. Solche Aufdrucke auf Einritts-karten, Fahrscheinen oder anderen Bescheiden würden nach den Worten von Esser auch "ziemlich deutlich zeigen, wie gering die Eigenbeteiligungsquote" des Käufers ist, insbesondere bei Tickets für Theater und Opern. Sprich, wie wenig die Bürger selbst dazubezahlen.

Ein Besucher der Deutschen Oper bezahlt - je nach Aufführung und Tag - zwischen 13 und 90 Euro. Das Land zahlte aber in der Spielzeit 2002/03 noch 183 Euro Zuschuss dazu. Bei der Komischen Oper liegen die Preise zwischen 22 und 73 Euro, der Landeszuschuss bei fast 200 Euro. Ähnlich sehen auch die Zusätze bei den Theaterkarten aus. Einen Besucher der Volksbühne etwa unterstützt das Land mit 95 Euro, damit der nur 10 bis 30 Euro bezahlt. Beim Friedrichstadtpalast liegt die Subvention pro Besucher bei 17 Euro, die Karten kosten zwischen 17 und 61 Euro.

Auch die städtischen Museen werden subventioniert. Für jeden erwachsenen Besucher des Technikmuseums, der an der Kasse 4,50 Euro Eintritt bezahlt, überwies das Land 2002 zusätzlich 29 Euro, in der Berlinischen Galerie kommen auf 5 Euro Eintritt 71 Euro Subvention.

Nicht immer lässt sich aber klar sagen, wie viel Landeszuschüsse in einer einzelnen Karte stecken. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bekommen etwa Zuschüsse vom Land und vom Bund. "Die fließen in die Gesamtkalkulation ein", sagt Sprecherin Petra Reetz. Wie groß der Anteil auf die jeweilige Karte ist, sei nicht kalkuliert. Nur beim Geschwister-Schülerticket könne sie es genau sagen. Da der Bund seinen Zuschuss von 137 auf 97 Millionen Euro gekürzt hat, müsste das Ticket 31 statt wie bisher 16 Euro kosten. Man suche aber eine andere Lösung, sagte sie.

Auch bei den Kitas zahlt das Land, trotz der teils drastischen Beitragserhöhung aus dem vorigen Jahr, noch deutlich drauf. Die Beiträge für einen Ganztagsplatz in der Kindertagesstätte liegen je nach Einkommen der Eltern zwischen 48 und 428 Euro. Die tatsächlichen Kosten liegen aber nach Angaben der Senatsbildungsverwaltung bei 570 Euro im Monat im Westen und bei 546 Euro im Osten.

Mit solchen Hinweisen könnten die Menschen sofort sehen, wo sie in Berlin versteckte staatliche Leistungen empfangen, sagte Esser.

Quelle: Berliner Zeitung


Ich frage mich, warum Eintrittskarten die zumeist von wohlhabenden Besuchern gekauft werden, so extrem subventioniert werden.

"Ein Besucher der Deutschen Oper bezahlt - je nach Aufführung und Tag - zwischen 13 und 90 Euro. Das Land zahlte aber in der Spielzeit 2002/03 noch 183 Euro Zuschuss dazu.
Bei der Komischen Oper liegen die Preise zwischen 22 und 73 Euro, der Landeszuschuss bei fast 200 Euro. Ähnlich sehen auch die Zusätze bei den Theaterkarten aus. Einen Besucher der Volksbühne etwa unterstützt das Land mit 95 Euro, damit der nur 10 bis 30 Euro bezahlt.


Subventionen schön und gut, aber in diesen Fällen hat es Ausmaße erreicht, die meines Erachtens nicht vertretbar sind.

Auch die städtischen Museen werden subventioniert. Für jeden erwachsenen Besucher des Technikmuseums, der an der Kasse 4,50 Euro Eintritt bezahlt, überwies das Land 2002 zusätzlich 29 Euro, in der Berlinischen Galerie kommen auf 5 Euro Eintritt 71 Euro Subvention.
Bei Museen sind Subventionen sicher unausweichlich und auch angebracht, aber beim Beispiel der Berlinischen Galerie verschlägt es mir dann doch den Atem. :eek:

Aber was kann man schon von Politikern erwarten, die solche Einrichtungen überdurchschnittlich oft besuchen? Da führen private Interessen leider unweigerlich zu Interessenkonflikten die in unangemessen hohen Subventionen enden.
Zuletzt geändert von Frosty am Fr 7. Jan 2005, 12:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Theater wollen nicht übers Geld reden

Beitragvon Frosty » Fr 7. Jan 2005, 12:43

Theater wollen nicht übers Geld reden
Auf Eintrittskarten soll nichts zu Zuschüssen stehen


Wenn es ums Geld geht, lassen sich die Berliner Kulturschaffenden offenbar nur ungern in die Karten schauen. Der Vorschlag der Enquetekommission "Eine Zukunft für Berlin", die Bürger stärker über die geleisteten Landessubventionen aufzuklären, wurde am Donnerstag von den betroffenen Einrichtungen weitgehend abgelehnt....

Das erwecke beim Besucher den Eindruck, das Theater wäre nur ein riesiger Zuschussbetrieb, sagte etwa Henrike Thomsen, Sprecherin des Deutschen Theaters...

Auch der Zoo-Direktor Jürgen Lange lehnt den Vorschlag ab. Er hält den organisatorischen Aufwand für zu groß, da für jede Karte der Subventionsanteil ausgerechnet werden müsste.

Nur der Chef der Berliner Bäderbetriebe, Klaus Lipinsky, unterstützt die Idee. "Das diskutieren wir auch schon seit einiger Zeit." Viele Besucher beklagten sich über hohe Eintrittspreise und wüssten nicht, dass die tatsächlichen Kosten viel höher sind. Technisch wäre das machbar, weil die Badtickets beim Kauf ausgedruckt werden. Allerdings sei der Platz auf den Tickets für den Zusatz zu klein. (tom.)

Quelle: In Auszügen aus einem Artikel der Berliner Zeitung

Soll man es als Realitätsverweigerung sehen, wenn man die Bemerkung liest: "Das erwecke beim Besucher den Eindruck, das Theater wäre nur ein riesiger Zuschussbetrieb, sagte etwa Henrike Thomsen, Sprecherin des Deutschen Theaters".

Offenbar ist das aber auch der Fall. Man könnte diverse Einrichtungen sicher als reine ABM-Sammelstellen bezeichnen, da sie größtenteils von Subventionen leben. Gemessen an den Gesamteinnahmen sind die Subventionen vielfach deutlich zu hoch.

Direkt peinlich finde ich die Bemerkung des Zoo-Direktors Jürgen Lange, der seine Ablehnung mit dem Aufwand für die Ausrechnung des Subventionsanteils pro Karte zu rechtfertigen versucht. Was dümmeres ist ihm offenbar nicht eingefallen.
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Beitragvon bkroll » Sa 8. Jan 2005, 00:20

"aber in diesen Fällen hat es Ausmaße erreicht, die meines Erachtens nicht vertretbar sind"

Die Zahlen sind natürlich auf den ersten Blick erschreckend. Es stellt sich bloß die Frage

Sind die Berechnungen richtig? (möglicherweise Kosten mit hinein gerechnet, die auch ohne den Opern/Galerie-Betrieb anfallen würden - wie zum Bsp.Grundstücksverwaltung, Buchwert-Abschreibungen etc.)

Soll die Opernkarte wie z.B. in Paris vielleicht 250 euro kosten? Geht dann noch jemand oder viele in die Oper/Galerie/Museum?

Für den Fall, dass dann keiner mehr in die Oper geht: Wer bezahlt dann das Arbeitlosengeld der bisherigen Angestellten? Was passiert mit den ganzen dann nicht mehr nutzbaren Gebäuden (Oper,Museen)?

Ich kann die derzeitge Politik gut verstehen, hier den torurismus zu subventionieren, denn Kultur (diverser Art) ist nun mal in dieser Beziehung Standortfaktor. Touristen lassen Geld nun mal nicht nur im Museum...

bkroll

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Beitragvon Frosty » Sa 8. Jan 2005, 03:21

bkroll hat geschrieben:Es stellt sich bloß die Frage

Sind die Berechnungen richtig? (möglicherweise Kosten mit hinein gerechnet, die auch ohne den Opern/Galerie-Betrieb anfallen würden - wie zum Bsp.Grundstücksverwaltung, Buchwert-Abschreibungen etc.)
Selbst wenn hier "Rundungsfehler" aufgetauchen würden, so glaube ich nicht, daß diese Abweichungen der Rede wert wären.
Soll die Opernkarte wie z.B. in Paris vielleicht 250 euro kosten? Geht dann noch jemand oder viele in die Oper/Galerie/Museum?
Ich unterscheide da sehr deutlich zwischen Museen die von großem Interesse und zeitgeschichtlichem Wert sind, den sonstigen Museen, den verschiedenartigen Galerien und Opern sowie Theatern. Solchen Einrichtungen wie die Nationalgalerie, das Pergamonmuseum etc. billige ich persönlich ungleich mehr Subventionen zu wie einem Theater oder einer Oper. Theater und Opern sehe ich als Unterhaltungsinstitutionen an und wer unterhalten werden will, soll dafür gefälligst auch zahlen. Meinen Kinobesuch lasse ich mir ja auch nicht subventionieren und zahle wenn auch teils zähneknirschend die meines Erachtens überzogenen Preise. Ich zahle diese Preise, weil sie es mir wert sind. Von einem Theater oder Opernbesucher erwarte ich das Gleiche. Genauso wie dies auch von Besuchern von Großkonzerten oder von Disneyland und Co. verlangt wird. Wieso sollten ausgerechnet Theater und Opernbesucher bevorzugt werden? Wenn die Karten in Paris 250 Euro kosten und es funktioniert, dann wird es auch in Berlin funktionieren, da bin ich mir sicher.

Wer unbedingt in die Oper oder ins Theater will, wird eben etwas mehr auf den Tresen packen müssen um seine Bedürfnisse zu befriedigen. Solange die Leute um die halbe Welt fliegen um Urlaub zu machen und sich den Luxus erlauben Neuwagen zu kaufen, die in den ersten 4 Jahren einen Wertverlust von bis zu 50 Prozent haben (wir sprechen hier von freiwilliger Kapital/Wertvernichtung in zumeist 5-stelliger Höhe, solange kann ich von den Leuten auch erwarten, daß sie angemessene Preise für ihre sonstigen Hobbys bezahlen.
Besonders dann, wenn für diese Privatvergnügen kein öffentliches Geld vorhanden ist und im Gegenzug bei sozialen Einrichtungen etc. gestrichen wird bis dem roten Filzstift die Tinte ausgeht.
Für den Fall, dass dann keiner mehr in die Oper geht: Wer bezahlt dann das Arbeitlosengeld der bisherigen Angestellten?
Wie es scheint, wäre es wohl in einigen Fällen billiger, denen das Geld einfach so zu geben, als es über den Veranstaltungsumweg mit einem gewissen Faktor zum Fenster hinauszuwerfen.
Was passiert mit den ganzen dann nicht mehr nutzbaren Gebäuden (Oper,Museen)?
Ich plädiere hier nicht für großflächige Schließungen sondern für mehr Konzentration auf die wirklich wichtigen und wertvollen Einrichtungen. Auch sollte stärker darauf geachtet werden, daß Subventionen nicht unnötig hoch ausfallen. Wenn höhere Eintrittspreise zu höheren Einnahmen führen, dann sollten die Preise auch erhöht werden. Die Steuerzahler sind nicht dazu da, Kulturbesessenen und Touristen ihre Freizeitgestaltung zu subventionieren. Zudem sollte man einen Augenmerk auf die Personalkosten haben. Als ich beispielsweise vor einigen Jahren dem Märkischen Museeum einen Besuch abstattete, war ich über die hohe Anzahl an "Aufpasser" doch etwas verwundert. Ständig hatte mich ein Anderer bzw. eine Andere im Blickfeld.
Ich kann die derzeitge Politik gut verstehen, hier den torurismus zu subventionieren, denn Kultur (diverser Art) ist nun mal in dieser Beziehung Standortfaktor. Touristen lassen Geld nun mal nicht nur im Museum...
Natürlich sind diese Museen und andere kulturelle Einrichtungen Touristenmagneten, aber wenn die Einnahmen in den Hotels, Gaststätten usw. durch irrsinnig hohe staatliche Subventionen bezahlt werden, bringt es zwar einen guten Ruf, aber gesamtwirtschaftlich bringt es dann letztlich nichts. Möglicherwiese sogar noch weniger als Nichts, man könnte auch von weiterer Verschuldung sprechen.
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weitere Zahlen

Beitragvon Frosty » Do 20. Jan 2005, 21:23

Beim Reisepass steuert das Land Berlin gerade mal 1,14 Euro als Subvention bei, wenn ein solches Dokument neu ausgestellt wird.

Da schlagen Studenten im Haushalt ganz anders zu Buche. So unterstützt Berlin zum Beispiel das zwölfsemestrige Studium eines Historikers mit 48 120 Euro. Der Eigenanteil des Studierenden, 632,22 Euro, fällt da kaum ins Gewicht.

Die Zahlen stammen aus der Verwaltung von Finanzsenator Thilo Sarrazin.

Nach den Berechnungen der Finanzverwaltung kostet demnach jeder Opernbesuch 175,04 Euro. Im Schnitt zahlt der Besucher aber nur 27,55 Euro, das sind 15,7 Prozent.

An den gesamten Kita-Kosten beteiligen sich die Eltern im Schnitt mit 13,4 Prozent. Das sind knapp 850 Euro im Jahr, das Land gibt 5 487 Euro dazu.

Jede Fahrt mit der BVG wird mit knapp 90 Cent bezuschusst, der Fahrgast zahlt 51 Cent. In dieser Rechnung wurden nicht nur Fahrscheine, sondern auch Zeitkarten berücksichtigt.

Quelle: Berliner Zeitung
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Beitragvon Frosty » Do 10. Feb 2005, 13:48

Eine neue Methode, einen Milliardär reicher und das Land Berlin ärmer zu machen beschreibt ein Artikel der Berliner Zeitung in dem es um den geplanten Großhallenbau am Ostbahnhof geht.
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Klaus Schmidt

Re: Subventionen öffentlicher Einrichtungen in Berlin

Beitragvon Klaus Schmidt » So 13. Feb 2005, 13:23

Ich frage mich, warum Eintrittskarten die zumeist von wohlhabenden Besuchern gekauft werden, so extrem subventioniert werden.


Vielleicht gerade, damit es sich auch Leute leisten können, denen die Euroletten nicht scharenweise aus der Tasche kullern...................................

Mir haben sich bei den Zahlen auch die Haare gesträubt.
Aber es wird wohl gar nicht anders gehen. Wenn man für einen Opernbesuch über 200 € zahlen müßte würde wahrscheinlich gar nichts mehr gehen und der Senat könnte weitere Kulturstätten schließen.

Das würde uns dann wieder dem Status einer Kuhbläke einen Schritt näher bringen.


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