Und wieder stehen wir Berliner vor einem Volksentscheid und wieder fragt sich die Mehrheit der Wahlberechtigten, warum sich ausgerechnet für solch einen Unsinn genug Unterschriften gefunden haben, damit es zu einer Abstimmung kommt. Vielleicht hat der darauffolgende Volksentscheid einen positiven Hintergrund. Dieser hier jedenfalls ist ein geistiges Armutszeugnis für deren Unterstützer und ihrer in die Irre führenden "Argumentation".
Wenn man sich den Text dieses religionsunterrichtsfördernden Vereins durchliest fragt man sich, was deren Befürworter (ausschließlich religiöse bzw. sehr stark religiös geprägte Gruppen) unter Freiheit, Toleranz, Scheuklappen etc. verstehen. Auch ohne im Wörterbuch diese Begriffe nachzuschlagen wird einem sofort klar, daß es besser gewesen wäre, wenn sie andere Worte nutzen würden, da sie genau das Gegenteil von Freiheit und Toleranz anstreben und deshalb das Fach Ethik zurückdrängen wollen.
Es ist das maßgebliche Ziel dieser Vereinigung, ihre jeweiligen religiösen Ansichten den Kindern in der Schule schon von der ersten Klasse an noch effektiver in ihre unschuldigen Hirne meißeln zu können bevor diese in der Lage sind zu erkennen, was ihnen da für ein absurdes, intollerantes und geistig einschränkendes Weltbild das auf dem Prinzip der Angst vor dem Unbekannten basiert (christliche, muslimische bzw. jüdische Religion) eingetrichtert werden soll.
Ziel der Gesetzesänderunginitiative ist es nicht den Schülern die Freiheit zu geben, sich für oder gegen den Religionsunterricht zu entscheiden denn diese Freiheit haben sie längst. Das tatsächliche Ziel ist es, daß sich die Kinder bzw. deren Eltern zwischen Ethikunterricht und Religionsunterricht entscheiden müssen. Steht es den Kindern bzw. Eltern derzeit frei, sowohl den Ethikunterricht (Plichtfach) als auch den Religionsunterricht (freiwilliges Fach) zu besuchen hätten sie nach dem Willen von Pro Reli diese Freiheit dann nicht mehr und müßten sich für eines der Fächer entscheiden und wären so vom anderen ausgeschlossen.
Es geht also schlicht darum, daß die Kinder religiöser Eltern so effektiv wie möglich das gleiche religöse Weltbild eingetrichtert bekommen und von ungefilterten Informationen zu anderen Weltanschauungen abgeschottet werden. Es gibt zwar auch einen Passus, der besagt, daß eine Zusammenarbeit der jeweiligen Religions- oder Weltanschaungsfachlehrer erwünscht ist, aber das ist wohl kaum ernst gemeint und würde in der Praxis sicher wegen des Konkurrenzkampfes der Religionen untereinander scheitern. Hat doch jede einen Alleinvertretungsanspruch und hält die jeweils andere für falsch wenn nicht sogar schädlich. Je nach Ausprägung des religösen Wahns gilt es die jeweils andere sogar zu bekämpfen. Die Texte des Korans und der Bibel sprechen da sehr eindeutige, sehr unfreundliche Worte. Genau genommen müßten diese und andere religiöse Schriften ihres gewaltaufrufenden und zu tiefst unsozialen Inhalts auf den Index der jugendgefährdenden Schriften landen. Statt dessen geht man hirnrissiger Weise gegen Computerspiele vor. Aber das ist ein anderes Thema.
Die Tolleranz untereinander wird sicher auch nicht gefördert, indem die Kinder je nach Weltanschauung/Religion getrennt voneinander unterrichtet werden.
Wo muß man nun sein Kreuz machen?
Will man, daß es so typisch berlinerisch offen wie bisher weiter geht und die Schüler die Möglichkeit haben, sowohl zum Pflichtunterricht Ethik zu gehen als auch wenn sie (oder ihre Eltern es wollen) den Religionsunterricht zu besuchen, dann muß man N E I N ankreuzen, weil man den Gesetzesänderungsvorschlag ablehnt.
Will man dagegen, daß sich diese religöse Vereinigung mit ihren Forderungen und ihrer scheinheiligen Argumentation durchsetzt, so daß die Kinder bzw. deren Eltern gezwungen werden sich für eines der Fächer zu entscheiden, so daß sie vom jeweils anderen Fach ausgeschlossen werden, dann muß man J A ankreuzen. So wird dann ganz im Sinne (streng) religöser Eltern dafür gesorgt, daß ihre Kindern im schulischen Bereich so gut wie möglich von anderen Religionen und Weltanschauungen abgeschottet werden und nur auf ihre Religion hin (christlich, muslemisch oder jüdisch) konditioniert werden. Das Fach Ethik entfällt dann für jene Kinder, die zum Religionsunterricht geschickt werden bzw. dort mehr oder weniger freiwillig sind.
Bitte nehmt euch am kommenden Sonntag (26. April 2009) die Viertelstunde Zeit und geht zu diesem Volksentscheid, damit diese religöse Vereinigung es nicht schafft, sich mit ihren Zielen gegen den tatsächlichen Volkswillen durchzusetzen (die Mehrheit der Berliner ist nicht religiös) Dies ist wichtig, denn man kann davon ausgehen, daß die Befürworter ihre Massen besser mobilsisieren können da sie es sind, die diese unsägliche Änderung herbeiführen wollen.
weitere Informationen zu diesem Volksentscheid auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Pro_Reli
PS: Unabhängig von diesem Volksentscheid frage ich mich, denn darum gehts dabei (leider) nicht: Wann endlich verschwindet der Religionsunterricht von deutschen Schulen? Wann endlich hört der deutsche Staat damit auf, den Religiongemeinschaften Unsummen an Steuergeldern hinterherzuwerfen, sie mit Sonderrechten auszustatten und ihnen gar zu erlauben, Kindern ihre geistig beschränkenden Ideologien einzutrichtern?
Der Volkentscheid - Kirche und Religion vs. Ethik-Unterricht
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René Frost
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Re: Der Volkentscheid - Kirche und Religion vs. Ethik-Unterricht
Wie zu erwarten war, ist Pro Reli sehr deutlich am Widerstand bzw. Desinteresse der Berliner gescheitert. Daß die Unterstützer von PR (Pro Reli) schon deshalb scheitern würden, weil sich in Berlin, der Hauptstadt der Atheisten, nicht genügend Unterstützer für ihr Ziel finden (25 Prozent aller Wahlberechtigten) war sehr wahrscheinlich, aber daß sie sogar trotz der extrem lausigen Wahlbeteiligung nach Prozenten verloren, wird einge empfindlich ins Mark getroffen haben.
Die Wahlbeteiligung lag berlinweit bei lausigen 29,2 Prozent. Trotz des Umstandes, daß in den Stadtteilen mit größter Unterstützung für PR die Wahlbeteiligung besonders hoch war und in jenen, in der sie am niedrigsten war, die Wahlbeteiligung auch besonders niedrig war, konnte PR nur 48,5 Prozent der abgegebenen Stimmen erreichen. Die Befürworter der aktuellen Regelung erzielten 51,3 Prozent der abgegebenen Stimmen (ungültige Stimmen 0,2 Prozent).
Daran kann man meiner Meinung nach gut ablesen, daß es PR sehr viel besser gelang, ihre Anhänger dazu zu bringen, in die Wahllokale zu gehen als den Befürwortern der aktuellen Regelung, die wohl mehrheitlich darauf vertrauten, daß PR die 25 Prozent sowieso nicht erreicht und der Gang an die Wahlurne damit überflüssig ist.
Die sehr kostspielige Werbekampagne von PR, bei der auch (auswärtige) Prominenz eingebunden wurde, welche es für nötig hielt, uns ihre ungefragte Meinung für die Gesetzesänderung kund zu tun und sehr zu nerven, wie vor allem Günther Jauch, der einem nicht nur mit vielen Werbeplaketen sondern auch durch unzählige Radiowerbespots die Nerven raubte, konnte nichts bewirken.
Die Menschen lassen sich zwar durch den hohen finanziellen Einsatz in Werbemaßnahmen dazu verleiten, die Waschmittelmarke zu wechseln, weil die Marke XY auf einmal aerodynamisch geformte grünfarbene Hyper-Mega-Sauber-Perlen beinhaltet statt der langweiligen identisch effektiven weißen, aber die Einstellung der Bevölkerung was auf den Stundenplan der Kinder gehört kann man so glücklicherweise nicht nennenswert beeinflussen. Selbst dann nicht, wenn die Prominenten in Radiospots und auf Plakaten die immer gleichen irreführenden Sätze immer und immer wieder von sich geben so nach dem Motto, irgendwann werden sie es schon glauben. So doof und einfältig sind die Menschen dann aber doch nicht. Es scheint hier zudem soweit gekommen zu sein, daß PR durch Übereifer sogar tatsächlich religiöse Wähler vergrault hat oder nicht zu überzeugen im Stande war.
Vielleicht dachte man bei PR, daß die Kirchensteuerzahler automatisch Ja sagen würden. Dabei vergessen sie jedoch, daß nicht alle aus tiefer Überzeugung Kirchensteuer zahlen. Bei einem Kaninchenzüchterverein wird man vermutlich bereits rausgeschnmissen wenn man nicht regelmäßig an Vereinssitzungen teilnimmt, bei der Kirche dagegen erwartet man nur die regelmäßige Entrichtung des Mitgliedsbeitrages und alles ist in Butter.
Die Wahlergebnisse nach Stadtbezirken kann man hier einsehen: http://www.wahlen-berlin.de/wahlen/Volk ... 9-proz.asp
Es irritiert mich ein wenig, daß beispielsweise in Treptow-Köpenick 7,3 Prozent aller Wahlberechtigten mit Ja gestimmt haben. Das ist doch mehr als ich erwartet hatte.
Ich freue mich jedenfalls, daß Pro Reli so grandios gescheitert ist und hoffe inständig, daß es bei der nächsten verbindlichen Volksabstimmung endlich mal um was Sinnvolles und gleichzeitig auch weniger polarisierendes geht.
Die Wahlbeteiligung lag berlinweit bei lausigen 29,2 Prozent. Trotz des Umstandes, daß in den Stadtteilen mit größter Unterstützung für PR die Wahlbeteiligung besonders hoch war und in jenen, in der sie am niedrigsten war, die Wahlbeteiligung auch besonders niedrig war, konnte PR nur 48,5 Prozent der abgegebenen Stimmen erreichen. Die Befürworter der aktuellen Regelung erzielten 51,3 Prozent der abgegebenen Stimmen (ungültige Stimmen 0,2 Prozent).
Daran kann man meiner Meinung nach gut ablesen, daß es PR sehr viel besser gelang, ihre Anhänger dazu zu bringen, in die Wahllokale zu gehen als den Befürwortern der aktuellen Regelung, die wohl mehrheitlich darauf vertrauten, daß PR die 25 Prozent sowieso nicht erreicht und der Gang an die Wahlurne damit überflüssig ist.
Die sehr kostspielige Werbekampagne von PR, bei der auch (auswärtige) Prominenz eingebunden wurde, welche es für nötig hielt, uns ihre ungefragte Meinung für die Gesetzesänderung kund zu tun und sehr zu nerven, wie vor allem Günther Jauch, der einem nicht nur mit vielen Werbeplaketen sondern auch durch unzählige Radiowerbespots die Nerven raubte, konnte nichts bewirken.
Die Menschen lassen sich zwar durch den hohen finanziellen Einsatz in Werbemaßnahmen dazu verleiten, die Waschmittelmarke zu wechseln, weil die Marke XY auf einmal aerodynamisch geformte grünfarbene Hyper-Mega-Sauber-Perlen beinhaltet statt der langweiligen identisch effektiven weißen, aber die Einstellung der Bevölkerung was auf den Stundenplan der Kinder gehört kann man so glücklicherweise nicht nennenswert beeinflussen. Selbst dann nicht, wenn die Prominenten in Radiospots und auf Plakaten die immer gleichen irreführenden Sätze immer und immer wieder von sich geben so nach dem Motto, irgendwann werden sie es schon glauben. So doof und einfältig sind die Menschen dann aber doch nicht. Es scheint hier zudem soweit gekommen zu sein, daß PR durch Übereifer sogar tatsächlich religiöse Wähler vergrault hat oder nicht zu überzeugen im Stande war.
Vielleicht dachte man bei PR, daß die Kirchensteuerzahler automatisch Ja sagen würden. Dabei vergessen sie jedoch, daß nicht alle aus tiefer Überzeugung Kirchensteuer zahlen. Bei einem Kaninchenzüchterverein wird man vermutlich bereits rausgeschnmissen wenn man nicht regelmäßig an Vereinssitzungen teilnimmt, bei der Kirche dagegen erwartet man nur die regelmäßige Entrichtung des Mitgliedsbeitrages und alles ist in Butter.
Die Wahlergebnisse nach Stadtbezirken kann man hier einsehen: http://www.wahlen-berlin.de/wahlen/Volk ... 9-proz.asp
Es irritiert mich ein wenig, daß beispielsweise in Treptow-Köpenick 7,3 Prozent aller Wahlberechtigten mit Ja gestimmt haben. Das ist doch mehr als ich erwartet hatte.
Ich freue mich jedenfalls, daß Pro Reli so grandios gescheitert ist und hoffe inständig, daß es bei der nächsten verbindlichen Volksabstimmung endlich mal um was Sinnvolles und gleichzeitig auch weniger polarisierendes geht.
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