Literatur: Gedichte

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Frosty
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Beitragvon Frosty » Di 16. Mär 2004, 13:53

[center]Ein Mensch erblickt das Licht der Welt,
doch irgendwann hat sich herausgestellt,
nach manchem mühevoll verbrachten Jahr,
daß das sein einz'ger Lichtblick war.

(Eugen Roth)[/center]
René Frost
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Frosty
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Beitragvon Frosty » Fr 19. Mär 2004, 13:18

[center]Der Führer wird euch erzählen:
Der Krieg Dauert vier Wochen.
Wenn der Herbst kommt
Werdet ihr zurück sein.
Aber Der Herbst wird kommen und gehen
Und wieder kommen und gehen viele Male ...

(Bertolt Brecht aus 1936)[/center]


[center]Dieser Reim
scheint für die meisten Kriege gültig zu sein.
Ob Balkan, Afghanistan oder Irak
es dauert länger als uns gesagt.
Man hat uns belogen,
man hat uns verarscht,
dafür verteilen wir noch viele Quittungen,
denn das ist kein Spaß.[/center]


:eek: es reimt sich sogar :)
René Frost
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coepenicker

Beitragvon coepenicker » So 21. Mär 2004, 01:24

[center]Der Mensch möchte Fisch sein und Vogel,
die Schlange hätte gerne Schwingen,
der Hund ist ein fehlgeleiteter Löwe,
der Ingenieur wäre lieber Dichter,
die Fliege übt den Flug der Schwalbe,
der Dichter eifert nach der Fliege,
nur die Katze will nichts als Katze sein.


Pablo Neruda (1904 - 1973), chilenischer Lyriker, Literaturnobelpreis 1971[/center]

Alexia

Beitragvon Alexia » Di 23. Mär 2004, 04:33

[center]An die Herren Amtsgenossen

Nur unter uns! - Ganz leise!
Beileib' verratet's nicht:
Es ist nicht alles weise,
Was ein Professor spricht!
Es bleibe dieses Reimnis
Gestrenges Amtsgeheimnis!

Felix Dahn[/center]

Frosty
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Beitragvon Frosty » Do 25. Mär 2004, 11:51

Busengedicht

Beliebt ist bei der Männerwelt
ein schöner Busen, der gefällt,
der uns're Frauen so herrlich ziert
uns immer wieder neu verführt,
deren Reizen wir erliegen,
wenn wir sie zu fassen kriegen.

Wie launisch zeigt sich die Natur
beim Gestalten der Figur.
Hier sieht man tolle Busen wippen,
dort sieht man nichts als Haut und Rippen.
Weil's unterschiedlich groß geformt,
drum ist auch der BH genormt:

Von 1 bis 12 - ganz kurz und schlicht -
so steigen Größe und Gewicht.
Ganz ungeeignet ist zum Schmusen
die Größe 1, der Mini-Busen.
Kein Wunder, dass so schnell ermüdet,
wer so flaches Weib behütet.

Bescheiden ist auch das Vergnügen,
am Busen Größe 2 zu liegen.
Doch immerhin - s'ist was zu finden,
man weiß, was vorn ist und was hinten.

Bei Größe 3 wird's schon erträglich,
da hat man was, da wird's beweglich,
wenn ein Bikini dies umhüllt,
ergibt sich schon ein reizend' Bild.

Bei Größe 4 und schlanken Hüften
kann dich ein Weib sehr schnell vergiften.
Du zappelst mit verwirrtem Sinne
wie ein Insekt im Netz der Spinne.

Welche Frau weiß nicht um ihre Trümpfe,
steht im BH die Num'ro fünfe,
wie bebt vor Lust die Männerhand,
die solch ein Prachtstück hält umspannt.

Wer niemals durft' in seinem Leben
eine Größe 6 bewegen,
der ward vom Schicksal arg betrogen
um den ging's Glück im hohen Bogen.

Ein schöner Busen Größe sieben
gibt Anstoß zu besond'ren Trieben,
jagt Männer in die kühnsten Träume
wie Affen in die höchsten Bäume.

Unbeschreiblich ist die Pracht
bei einem Busen Größe acht.
Wer solchen Weibes Gunst errungen,
dem ist der große Wurf gelungen.

Die Größe 9 taugt nur fürs Bett,
für den, der Kummer hat, ist's nett.
Hier kann er sein Gesicht vergraben
und stundenlang der Welt entsagen.

Bei Größe 10 wird's schon beschwerlich,
auch ist es nicht mehr ungefährlich,
beugt sich 'ne Frau mit solchen Busen
über einen Mann zum Schmusen.
Das Spiel mit Häkchen und mit Ösen
wird zur Qual, will man sie lösen.
Lustvoll spielend voller Feuer
hier wird's zum echten Abenteuer.
Und ist das letzte Häkchen endlich auf,
nimmt das Schicksal seinen Lauf:
Aus dem vollen prallen Mieder
stürzt es wie Lawinen nieder,
deckt des Mannes Haupt im Nu,
deckt Augen, Ohren, Nase zu.
Dieser fühlt sich ganz schnell bedroht
vom plötzlichen Erstickungstod,
doch keiner ist bislang verdorben
und unter soviel Fleisch gestorben,
jedem ist es noch geglückt,
dass er das Licht der Welt erblickt.

Mit Größe 11 - befreit von Hüllen -
lässt sich 'ne ganze Bettstatt füllen.
Wie Hefeteig bei Hitzewellen -
so sieht man 's in die Kissen quellen.
Bekümmert sieht der Mann hier ein,
dass seine Hände viel zu klein,
zu halten die befreiten Riesen
nicht übern Bettrand wegzufließen.

Bei Größe 12 wird's kolossal,
ultra-super-maximal,
doch liebe Campingfreunde, horcht her:
Ist das Ding auch superschwer,
spart man im Urlaub doch viel Geld,
denn der BH ersetzt das Zelt.

Die Größe 13 gibt es nicht,
drum endet hier auch das Gedicht
mit einem Wort an euch ihr Frauen:
Ihr wisst, worauf die Männer schauen.
Auch ist es nicht mehr ganz allein
die Frage, ob das groß ob klein.
S' ist auch die Frage - habet acht -
was ihr mit euren Reizen macht
wie ihr, was euch so herrlich ziert,
für uns verpackt und wie serviert.


(Autor: unbekannt)
René Frost
forum.koepenick.net - Betreiber

Alexia

Beitragvon Alexia » Fr 26. Mär 2004, 21:59

Hiermit erkläre ich öffentlich meinen Rücktritt vom Erwachsensein.

Ich habe beschlossen, die Bedürfnisse einer Sechsjährigen zu leben.
Ich möchte zu McDonalds gehen und denken, es handle sich um ein Viersternerestaurant.
Ich möchte kleine Stöckchen über eine frische Lehmpfütze segeln lassen und kleine Wellen mit Steinchen machen.
Ich möchte denken, daß Smarties besser sind als Geld, weil man sie essen kann.
Ich möchte unter einer großen Eiche liegen und an einem heißen Sommertag mit meinen Freunden einen Limonadenverkauf betreiben.

Ich möchte zu einer Zeit zurückkehren, als das Leben einfach war.
Als alles, was ich kannte, Farben, Rechentafeln und einfache Schlaflieder waren, was mich nicht gestört hat, weil ich nicht wußte, was ich nicht wußte, und darüber auch nicht besorgt war.
Was ist mit der Zeit geschehen, zu der wir glaubten, das Schlimmste, was uns passieren könnte, wäre, daß uns jemand unser Springseil wegnimmt und uns als Letzten in die Handballmannschaft wählt?
Ich möchte wieder einfach leben.

Ich möchte nicht, daß meine Tage aus Computerabstürzen, Bergen von Akten und deprimierenden Nachrichten bestehen.
Ich möchte an die Kraft eines Lächelns, einer Umarmung, eines netten Wortes glauben, an Wahrheit, Frieden, Träume, und an die Kraft, die davon ausgeht, im Liegen Rauschgoldengeln in den frischen Schnee zu formen.
Ich möchte wieder sechs sein.

hat mal jemand irgendwo im Internet gefunden

coepenicker

Beitragvon coepenicker » So 28. Mär 2004, 10:41

[center]Schade, daß du gehen mußt
Reinhard Mey

Schade, daß du gehen mußt, lang vor deiner Zeit,
So wie ich die Dinge seh', tut's dir selbst schon leid.
Einfach so hinauszugeh'n, hast du mal bedacht,
Was dein Fortgeh'n uns, mein Freund, für einen Kummer macht.

Hier liegt deine Pfeife noch und dein Tabakstopf,
Daß du nicht mehr rauchen sollst, geht nicht in meinen Kopf.
Hier steht noch dein Birnenschnaps, den ich mir jetzt eingieß',
Dir zum Gruß der keinen Schluck im Glas verkommen ließ.

Schade, daß du gehen mußt, ausgerechnet heut',
Dabei hättest du dich so an dem Bild erfreut.
Wie die Freunde um dich steh'n, und wie sie verstört
Witzchen machen, damit man keinen sich schneuzen hört.

Allen hast du das vererbt, was bei dir rumstand,
Deine Schätze eingetauscht für eine handvoll Sand.
Geige, Bücher, Bilder, Kram und dein Lieblingsglas.
Bloß das Erben macht uns heut' doch keinen rechten Spaß.

Schade, daß du gehen mußt vor der Erdbeer-Zeit.
Auch dein Most vom vor'gen Jahr wäre bald so weit.
Du, der heute den noch siehst, der uns're Wege lenkt.
Frag' ihn unverbindlich mal, was er sich dabei denkt.

Sicher geht es dir bei ihm eher recht als schlecht.
Sicher sucht er grade wen, der dort mit ihm zecht.
Hoch auf deiner Wolkenbank bei Tabak und Wein,
Leg zwischen zwei Flaschen mal ein Wort für uns mit ein.[/center]

Alexia

naja

Beitragvon Alexia » Mo 29. Mär 2004, 02:37

[center]Das ästhetische Wiesel

Ein Wiesel
saß auf einem Kiesel
inmitten Bachgeriesel.
Wißt ihr
weshalb?
Das Mondkalb
verriet es mir
im stillen:
Das raffinierte Tier
tat's um des Reimes willen.

Morgenstern[/center]

Zero

Beitragvon Zero » Mo 29. Mär 2004, 16:25

[center]Der Masslose
(Eugen Roth)

Ein Mensch, der manches liebes Jahr
Zufrieden mit dem Dasein war,
Kriegt eines Tages einen Koller
Und möchte alles wirkungsvoller.
Auf einmal ist kein Mann ihm klug,
Ist keine Frau ihm schön genug.
Die Träume sollten kühner sein,
Die Bäume sollten grüner sein,
Schal dünkt ihn jede Liebeswonne,
Fahl scheint ihm schließlich selbst die Sonne.
Jedoch die Welt sich ihm verweigert,
Je mehr er seine Wünsche steigert.
Er gibt nicht nach und er rumort,
Bis er die Daseinsschicht durchbohrt.
Da ist es endlich ihm geglückt -
Doch seitdem ist der Mensch verrückt.[/center]

Zero

Beitragvon Zero » Di 30. Mär 2004, 21:30

[center]Immer höflich
(Eugen Roth)

Ein Mensch grüßt, als ein Mann von Welt,
Wen man ihm einmal vorgestellt.
Er trifft denselben äußerst spärlich,
Wenn´s hochkommt, drei-bis viermal jährlich
Und man begrinst sich, hohl und heiter,
Und geht dann seines Weges weiter.
Doch einmal kommt ein schlechter Tag,
Wo just der Mensch nicht grinsen mag;
Und er geht stumm und starr vorbei,
Als ob er ganz wer andrer sei.
Doch solche Unart rächt sich kläglich:
Von Stund an trifft er jenen täglich.[/center]

Zero

Beitragvon Zero » Do 1. Apr 2004, 13:45

[center]Der starke Kaffee
(Eugen Roth)

Ein Mensch, der viel Kaffee getrunken,
Ist nachts in keinen Schlaf gesunken.
Nun muß er zwischen Tod und Leben
Hoch überm Schlummerabgrund schweben
Und sich mit flatterflinken Nerven
Von einer Angst zur andern werfen
Und wie ein Affe auf dem schwanken
Gezweige turnen der Gedanken,
Muß über die geheimsten Wurzeln
Des vielverschlungnen Daseins purzeln
Und hat verlaufen sich alsbald
Im höllischen Gehirn-Urwald.
In einer Schlucht von tausend Dämpfen
Muß er mit Spukgestalten kämpfen,
Muß, von Gespenstern blöd geäfft,
An Weiber, Schule, Krieg, Geschäft
In tollster Überblendung denken
Und kann sich nicht ins Nichts versenken.
Der Mensch in selber Nacht beschließt,
Daß er Kaffee nie mehr genießt.
Doch ist vergessen alles Weh
Am andern Morgen - beim Kaffee.[/center]

Alexia

Beitragvon Alexia » Fr 2. Apr 2004, 10:30

[center]Weltlauf

Hat man viel, so wird man bald
Noch viel mehr dazu bekommen.
Wer nur wenig hat, dem wird
Auch das Wenige genommen.

Wenn du aber gar nichts hast,
Ach, so lasse dich begraben -
Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben nur die, die etwas haben.

Heinrich Heine[/center]

Zero

Beitragvon Zero » So 4. Apr 2004, 10:46

[center]Bücher
(Eugen Roth)

Ein Mensch, von Büchern hart bedrängt,
An die er lang sein Herz gehängt,
Beschließt voll Tatkraft, sich zu wehren,
Eh sie kaninchenhaft sich mehren.
Sogleich, aufs äußerste ergrimmt,
Er ganze Reihn von Schmökern nimmt
Und wirft sie wüst auf einen Haufen,
Sie unbarmherzig zu verkaufen.
Der Haufen liegt, so wie er lag,
Am ersten, zweiten, dritten Tag.
Der Mensch beäugt ihn ungerührt
Und ist dann plötzlich doch verführt,
Noch einmal hinzusehn genauer -
Sieh da, der schöne Schopenhauer...
Und schlägt ihn auf und liest und liest,
Und merkt nicht, wie die Zeit verfließt...
Beschämt hat er nach Mitternacht
Ihn auf den alten Platz gebracht.
Dorthin stellt er auch eigenhändig
Den Herder, achtundzwanzigbändig.
E.T.A. Hoffmanns Neu-Entdeckung
Schützt diesen auch vor Zwangs-Vollstreckung.
Kurzum, ein Schmöker nach dem andern
Darf wieder auf die Bretter wandern.
Der Mensch, der so mit halben Taten
Beinah schon hätt den Geist verraten,
Ist nun getröstet und erheitert,
Daß die Entrümpelung gescheitert.[/center]

Zero

Beitragvon Zero » Mi 7. Apr 2004, 17:32

[center]Man wird bescheiden
(Eugen Roth)

Ein Mensch erhofft sich fromm und still,
Daß er einst das kriegt, was er will.
Bis er dann doch dem Wahn erliegt
Und schließlich das will, was er kriegt. [/center]

Alexia

Beitragvon Alexia » Do 8. Apr 2004, 01:06

[center]Der Zahnarzt

Nicht immer sind bequeme Stühle
Ein Ruheplatz für die Gefühle
Wir säßen lieber in den Nesseln
Als auf den wohlbekannten Sesseln.
Vor denen, sauber und vernickelt
Der Zahnarzt seine Kunst entwickelt.
Er lächelt ganz empörend herzlos
Und sagt, es sei fast beinah schmerzlos.
Doch leider, unterhalb der Plombe,
stößt er auf eine Katakombe.
Die, wie er mit dem Häkchen spürt.
In unbekannte Tiefen führt.
Behaglich schnurrend mit dem Rädchen
Dringt er bis zum Nervenfädchen.
Jetzt zeige, Mensch, den Seelenadel!
Der Zahnarzt prüft die feine Nadel.
Mit der er er alsbald dir beweist.
Das du voll Schmerz im Innern seist.
Du aber hast ihm zu beweisen,
Das du im Äußern fest wie Eisen.
Nachdem ihr dieses euch bewiesen,
Geht er daran, den Zahn zu schließen.
Hat er sein Werk mit Gold bekrönt,
Sind mit der Welt wir neu versöhnt
Und zeigen, noch im Aug die Träne,
Ihr furchtlos wiederum die Zähne:
Die wir - ein Prahlhans, wers verschweigt-
Dem Zahnarzt zitternd nur gezeigt.

Theodor Fontane[/center]


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